Gegen 12.30 Uhr wurde der Fachberater des THW, Ortsverband (OV) Hattingen durch die Feuerwehr der Stadt Sprockhövel alarmiert. Nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle, stellte sich der folgende Sachverhalt dar:
Bei Sanierungsarbeiten an einem alten Fachwerkhaus versagte, vermutlich aufgrund von Ausschachtungsarbeiten, die Kellerwand und Teile der Decke des Wohnhauses stürzten ein. Wegen der akuten Gefährdung der Standsicherheit des Objektes wurde umgehend der OV Hattingen und der Baufachberater des OV Witten alarmiert.
Nach dem Eintreffen des Baufachberaters erfolgte die Überprüfung des Fachwerkhauses durch den THW - Spezialisten und die folgenden Punkte wurden festgestellt:
- Das Bauwerk wurde in die Schadensklasse 4 eingestuft.
- Der gesamte Giebel hatte sich von der Trauf- und Mittelwand gelöst und drohte umzukippen und einzustürzen.
- Die eigentlich tragende Mittelwand war im Kellerbereich nicht mehr unterstützt und begann sich zu setzten.
- Die Standsicherheit des gesamten Gebäudes war deshalb extrem einsturzgefährdet.
Aufgrund der festgestellten Schadenslage erhielt das THW durch den Stadtbrandmeister der Feuerwehr Sprockhövel den Einsatzauftrag das Bauwerk abzustützen, um damit die akute Einsturzgefahr zu beseitigen. Des weiteren Übertrug er dem Ortsbeauftragten des OV Hattingen die Einsatzleitung für das THW an dem Schadensobjekt.
Als erste Einsatzmaßnahmen wurden das Einsatzsicherungssystem (ESS) des OV Remscheid sowie der Zugtrupp und die 1. Bergungsgruppe des OV Witten mit ihren Baustützen zur Innenabstützung alarmiert. Der OV Hattingen erhielt den Einsatzauftrag das Abstützsystem Holz (ASH) heranzuführen.
Nach dem Eintreffen des ESS wurden in Zusammenarbeit mit der Drehleiter der Feuerwehr die Messspiegel des ESS montiert und die Gebäudeüberwachung mittels Tachimetermessung begonnen. Durch dieses moderne Maßsystem war es den Einsatzkräften möglich, geringste Bauwerksverformungen zu messen und anhand dieser Daten die Einsatzkräfte vor einem kollabierenden Bauwerk zu warnen.
Nach Eintreffen der Zugtrupps aus Witten wurde der Zugführer zum Einsatzleiter vom Ortsbeauftragten von Hattingen ernannt und drei Einsatzabschnitte festgelegt. Der Ortsverband Hattingen übernahm den Einsatzabschnitt (EA) Giebelabstützung und den EA Verpflegung und Logistik, der Ortsverband Witten den EA Innenabstützung.
Zur Montage des ASH wurde der Autokran der Berufsfeuerwehr Wuppertal und wegen der einsetzenden Dunkelheit die Fachgruppe Beleuchtung aus Witten alarmiert.
Zur Erstabfangung des Giebels in Vertikalrichtung wurde ein 10 Meter langes Sprengwerkmittelteil des ASH unter der Giebelecke eingebaut und mit Kanthölzern, Bohlen und Keilen unterfüttert. Die Gründung erfolgte auf der in diesem Falle sehr standsicheren Kellertreppe im Innenbereich und auf der Straße im Außenbereich.
Im EA Giebelabstützung wurden 4 Strebstützböcke des ASH mit 5m Höhe zur Montage vorbereitet und mittels des eingetroffenen Autokrans gerichtet.
Im EA Innenabstützung begannen gleichzeitig die Baustützenabstützung des Erdgeschosses im nichtunterkellerten Bereich und die Abstützung im Kellerbereich. Bei der Abstützung in Kellerbereich war ein sehr großer Kraftaktaufwand der Bergungsspezialisten erforderlich. Schrittweise, zur Einrüstung des ehemaligen Gewölbekellers mit Kanalstreben und Baustützen, mussten auch noch ca. 5 t. Schutt per Hand aus dem Keller heraus geräumt werden.
Gegen 22.00 Uhr wurde der EA Innenabstützung durch die 1. Bergungsgruppe und die schwere 2. Bergungsgruppe des OV Wuppertal abgelöst und die EA Giebelabstützung durch die 1. Bergungsgruppe des Ortsverbandes Wanne-Eickel unterstützt.
Die Ablösung der Wittener Beleuchtungsgruppe, die die Einsatzelle mittels dem Lichtmastanhänger und Powermoos taghell ausgeleuchtet hatte, wurde um 24.00 Uhr durch die Fachgruppe Beleuchtung aus Hagen abgelöst. Gleichzeitig rückte der Ortsverband Gelsenkirchen mit seinem ASH-Satz an, um die Hattinger Helfer des EA Giebelabstützung schrittweise abzulösen.
Die Fachgruppe Logistik aus Herne übernahm den Einsatzabschnitt Verpflegung von den Hattinger Helfern in den späten Abendstunden und stellten die Verpflegung bis in den Morgen sicher.
Die Räumung des Schutts und die Abstützung des Kellers wurde im EA Innenabstützung durch die Wuppertaler Helfer beendet und die Innenabstützung im Erdgeschoss vorgesetzt.
Die Holzspezialisten aus Gelsenkirchen setzten die Arbeiten am ASH mit dem Verschwerten (Auskreuzen/Stabilisieren der Kanthölzer mit Bohlen) der Strebstützen und der Streichsparren fort, stellten den ganzflächigen Kontakt des Streichsparren zum Mauerwerk her und sicherten die Streichsparren mittels Ankerstangen gegen Auftrieb. Schrittweise wurden hierbei auch noch die Helfer aus Wanne-Eickel ausgelöst.
Um 6.00 Uhr wurde der EA Innenabstützung durch den Ortsverband Wetter übernommen. Dieser führte die Abstützung mittels Baustützen im Erdgeschoss zu Ende und stabilisierte das Dach mittels Andreaskreuzen im Dachbereich gegen Verschiebungen.
Nachfolgend erfolgte die Ablösung des Wittener Zugtrupps durch die Kammeraden aus Bochum, wobei die Lage vollständig übergeben wurde.
Als letztes wurde danach der EA Giebelabstützung durch die Bergungsgruppe aus Schwelm abgelöst, die noch die Knicklängenreduzierung der Strebstützen erstellte und alle Verbindung des ASH überprüfte.
Nach dem Hellwerden bauten die Hagener Beleuchtungshelfer die Wittener Beleuchtungsausstattung ab und fuhren die Beleuchtungskraftwagen mit Lichtmastanhänger zurück nach Witten.
Die Bergungsgruppen aus Schwelm und Wetter verlasteten die Ausstattung der anderen OV‘s auf den mitgeführten Mehrzweckkraftwagen aus Wetter und transportierten die Ausstattung nach Hattingen.
Die Einsatzstelle wurde gegen 10.00 Uhr beendet und das Bauwerk an das Ordnungsamt und Bauamt übergeben. Der Einsatz endete mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft um 13.00 Uhr in den zuletzt beteiligten Ortsverbänden.
Ein großes Lob ist allen Ortsverbänden auszusprechen, denn die Zusammenarbeit aller Beteiligten verlief einfach SUPER.
Insgesamt waren an der Einsatzstelle bis zu 117 THW – Helfer aus 11 Ortsverbänden gleichzeitig im Einsatz. Die Besitzer bedankten sich bei den Einsatzkräften, die sich nicht nur um das Haus sondern auch um sie die ganze Nacht über bemüht hatten mit den Worten: „Wir rechnen dem THW die Arbeit ganz hoch an!“